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           17.04.2024


 


 

                                                                                                                                                                                                                                       

 

 

Geschichte

Was Sie schon immer über Shanties wissen wollten

bzw. sollten !

Von Helmut Hedram - Textpassagen aus "Shanties" von Herman Strobach (Delius & Klasing '72) wurden als Anstoß zu den Erläuterungen gewählt -

Layout und Textteile redaktionell geändert am 10.12.2011 - Christian E. Bertelsbeck -

 

Als Shanty wurde in den letzten 300 Jahren nur jenes Lied bezeichnet, das die Seeleute bei der Arbeit an Deck sangen.
Diese unmittelbare Verbindung zur Arbeit bestimmt auch die charakteristische Form des Shanty.
Seine Strophen bilden zumeist einen Wechselgesang zwischen einem Vorsänger, dem Shantyman und der Mannschaft.
Dabei ist der Vorsänger der führende Teil. Ihm fällt der eigentliche, von Strophe zu Strophe veränderliche Text zu, der erzählend,

oft auch anfeuernd, aufmunternd oder belustigend ist und den der Vorsänger nach Belieben und vor allem nach
Phantasie und Können improvisierend erweitern oder verändern kann. Die Mannschaft antwortet im Chor auf den Gesang
des Shantyman mit dem meistens gleichbleibenden Refrain der den Takt für die Arbeit angibt.

 

Typische Arbeiten an Bord waren Segel setzen, bergen oder trimmen, Anker lichten und Pumpen lenzen.
All dies wurde mit einem Minimum an Besatzung durchgeführt, die durch gemeinsame rhythmische und gleichzeitige
Bewegungen an den Leinen oder Spaken den benötigten Kraftaufwand koordinierten. Um die Arbeit zu erleichtern und
die Bewegungsabläufe zu bündeln und vielleicht auch, weil das Singen etwas von der schweren Arbeit ablenkte, war das
"Arbeitslied" - Shanty - auch ein gutes Hilfsmittel im Arbeitsalltag an Bord.

 

Nach langläufiger Meinung und allgemeiner Auffassung werden alle Lieder die einen Bezug zur Seefahrt haben,
üblicherweise als Shanties bezeichnet. Das ist natürlich nicht die ganze Wahrheit.
Vielmehr unterscheidet man schon zwischen den einzelnen Arten, die übrigens auch nicht absolut verbindlich
zugeordnet werden können. Und nicht alle Chöre, die sich Shantychöre nennen, singen auch wirklich Shanties.
"Das Shanty ist ein echtes Volkslied: kräftig und urwüchsig in seinem Ton, schöpferisch geformt in ständiger

Weiter- und Umbildung durch die arbeitenden Seeleute im gemeinschaftlichen Gesang, ist es ein unmittelbarer
und unverfälschter Ausdruck vom Leben, Denken und Fühlen der Seeleute in jener Zeit." 

 (Die meisten Shanties werden in englischer Sprache gesungen. Es war die "Einheitssprache"

der Mannschaften die sich aus Seeleuten aller Herren
Länder zusammensetzten. Am allerwenigsten wurde dort "Oxford-English" gesprochen.)

Ein "Slang" = Vermischung einfacher Sätze und Begriffe aus
dem Verstehen bestimmter Worte aus einer "fremden" Sprache und die dadurch zwangsläufige

"Verunreinigung" z.B. der englischen Sprache, war die Folge.
Aus dem hier Berichteten ergibt sich natürlich eine weitere Frage: was ist an den Shanties original?


Segelbergen auf dem Großsegler (Gorch Fock) … u. a. auch mit Hilfe des gangspill (capstan

Die verschiedenartigen Arbeitsvorgänge verlangten aber auch

verschiedene Formen des Gesanges.
Man unterscheidet daher mehrere Gruppen von Shanties:

Da sind zunächst die Short-Haul-Shanties,

die gesungen wurden,

wenn es galt, das Tau in einem kurzen kräftigen Zug zu straffen.

Eine zweite Gruppe bilden die Halyard-Shanties, auch Fall-Shanties genannt,
die das länger ausholende Ziehen beim Segelsetzen begleiten.  

Wenn alle Mann das Tau mit den Händen festhielten und, statt am selben Platz immer
neu durchzuziehen, damit über das Deck marschierten oder rannten, um es anzuspannen,
z.B. beim Heißen der höher gelegenen Rahen, dann sangen die Seeleute eine besondere Art
des Halyard-Shanty, die man dieser Arbeitsweise entsprechend Walkaway-Shanty nennt,
manchmal auch Stamp'n go-Shanty, weil die Matrosen oft an bestimmten Stellen laut aufstampften.

Kaum untereinander zu unterscheiden ist eine dritte Gruppe von Liedern,
die zur Bedienung des Gangspills (capstan),

des Brat­spills (windlass) oder der Pumpen, oft aber auch
an allen diesen Geräten gesungen wurden:

Capstan (o. Gangspill), Pump- und Windlass-Shanties.
Das Gangspill (Capstan) war eine Winde, die von den Männern bewegt wurde,

indem sie um das Spillherum marschierten. Das Gangspill diente vor allem zum Hieven der Ankerkette,

und so bilden eine besondere Untergruppe dieser Shanties die Homeward Bound-Songs,

die beim Ankerlichten zur Heimreise erklangen.

So haben wir in den Repertoires der Shantychöre häufig, ja beinahe überwiegend Liedgut, das man mit
Fug und Recht auch als Seemannslieder, Küstenfolklore ja sogar als Seemannsschlager bezeichnen kann.
Das tut der Qualität des Vortrags keinen Abbruch und auch sonst kann man nicht unbedingt zwei Stunden
nur reine Shanties hören. 

Einen weiteren Platz unter Seemannsliedern, nehmen hier auch die Fischerlieder ein.
Meist handeln sie von der Schwere und Gefährlichkeit der Arbeit mit mehr oder weniger
romantischen Sehnsüchten nach der Liebsten und/oder der Heimat.

 

 

 

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